Mittwoch, 24. Februar 2016

VERLIEBT IN DEN BERGEN: NEU


'Wir kommen zu spät, beeil dich! Wieso hat denn der Wecker nicht geklingelt? Wir haben total verschlafen!' Ich war todesverärgert. Das konnte doch nicht sein. Plötzlich summte etwas bekanntes über meinem Kopf und riss mich aus meinem Schlaf. Ich öffnete die Augen. Dunkelheit. Der Wecker hatte mich von meinem grauenvollem Traum befreit. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Die 2:30 leuchtete mir hell entgegen. Erst jetzt bemerkte ich die Müdigkeit. Ich will sofort weiter schlafen, es war ja noch mitten in der Nacht? Warum war ich überhaupt aufgestanden? Verwirrt drehte ich mich auf die Seite. Jemand rüttelte an meiner Schulter. "Komm, wir müssen aufstehen!"
Zehn Minuten später stand ich mit meinem viel zu großen Pulli in der kalten Dunkelheit. Nichts war zu hören. Ein Lichtstrahl fiel mir ins Gesicht. Ich musste lächeln. Eine warme Hand fasste meine und wir stapften los. Der Weg war anfangs noch flach und ich setzte ein ordentliches Tempo an. Nach einer halben Stunde war ich schon ganz schön außer Puste. Links und rechts war nur Wald. Immer wieder das knacken von Ästen. Ich hatte Angst. Wir waren ganz alleine. Ich schaute nach rechts in die Dunkelheit. Furchteinflößend. Nachdem wir ein paar weitere Meter hinter uns gebracht haben lichtete sich der Wald. Das Wasser des Walchensees glitzerte im Mondschein. Mystisch, war das einzige was mir einfiel um diese Nacht zu Beschreiben.
Wir gingen weiter. Uns wurde warm und wir legten immer mehr Klamotten ab, die wir in unseren Rucksack packten. Dieser wurde immer voller, unsere Flaschen jedoch immer leerer. Irgendwann hatten wir nichts mehr. Scheiße. Wir hatten noch die Hälfte vor uns. "Lauf nicht so schnell! Sonst kannst du nicht mehr bevor wir oben sind!" Ich konnte jetzt schon nicht mehr. Immer öfters mussten wir Pause machen, weil ich schnaufte wie ein Walross. Doch mein Wille trieb mich an. Ich wollte das große Naturspektakel nicht verpassen. Ich wollte unbedingt rechtzeitig kommen. Also liefen wir weiter. Ich spürte den Schweiß über meine Stirn laufen, Haare klebten überall. Ich musste Tomatenrot sein, dachte ich mir. Doch das war mir egal. Hauptsache wir kamen rechtzeitig. Es wurde immer steiler und steiler. noch waren wir alleine hier, doch ich hörte Stimmen, die näher kamen. Noch weit weg. Eine Bank. Ich brauchte unbedingt Wasser, sonst konnte ich gar nicht mehr, der Mund war trocken. Wir hörten Wasser und sahen uns an. Ich liebte sein Lächeln. Wir stapften noch ein paar Meter hoch, dann sahen wir ihn, den Bach. Ich lief hin, formte meine Hände zu einer Schale und ließ Wasser hineinlaufen, trank. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Wir tranken beide noch ein wenig und füllten unsere Flaschen auf. Noch nie hatte ich Bergwasser getrunken. Ich war glücklich.


4:30 Uhr. Ich konnte die Spitze sehen. Zwar  noch weit weg, aber sie war da. Wir liefen noch ein paar Meter, dann waren wir an einer Weide. Der Ausblick war Atemberaubend. Das Tal, die Berge. Es war zwar noch Dunkel, aber Ein Orange flimmerte schon am Horizont. Ab jetzt lief ich noch schneller vorwärts. Ich wollte unbedingt ganz hinauf! Die Hütte sah ich schon.  Dann waren wir da. Wir setzten uns auf die Bänke des Biergartens und legten die Köpfe in den Nacken.  Noch den steilen schmalen Pfad mussten wir hinauf und dann sollten wir endlich oben sein. Der Himmel wurde immer heller. Ich bekam Angst, dass wir es nicht hoch schaffen würden, bevor die Sonne hinter dem Bergpanorama auftaucht. Wir tranken noch einen großen Schluck und weiter ging es auch schon. Eine lange Pause konnten wir uns nicht mehr leisten, so gern wir auch wollten denn es war schon zu spät. Dann packte mich der Ehrgeiz. Ich dachte nur noch daran, dass ich auf der Stelle bis ganz nach oben will, bis ganz an die Spitze und vergaß dabei meine schmerzenden Füße, meine Brennende Lunge und meine verspannten Muskeln. Nur noch hoch wollte ich, nur noch hoch und begann schon fast zu rennen. Den ganzen steilen, steinigen Weg liefen wir hoch obwohl ich eigentlich schon nicht mehr konnte, doch die Vorfreude ließ alles drum herum vergessen. Nur noch hoch wollte ich. Wir liefen schneller als davor, obwohl wir beide am Ende unserer Kräfte waren. Das letzte Stück bestand nur noch aus Felsbrocken, die man hochklettern musste und ich mit meiner Höhenangst, das war nicht lustig, doh dann waren wir endlich endlich oben! Nach drei Stunden "laufen" standen wir ganz auf der Spitze! Und als wir dann bis ganz an den Rand der Klippe traten, da blieb mir echt die Spucke weg. Das Bergpanorama war Atemberaubend und alles war in das morgendliche Licht getaucht. Dies alles spielte so gut zusammen, das war echt Wahnsinn! Mein Freund und ich, wir nahmen uns in den Arm und küssten uns im Sonnenaufgang auf der Spitze des Berges. Atemberaubend, wirklich, das muss man einmal erlebt haben. 
Wir schauten in den Horizont und langsam, ganz langsam erschien ein leuchtend Gelber Punkt hinter den Bergen. Der Höhepunkt unserer Wanderung war nun erreicht, und der ganze Weg und die Müdigkeit nach drei Stunden Schlaf plus drei Stunden Wanderung war alles vergessen, nur der Moment zählte, der Sonnenaufgang.







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